Schön hässlich

Potsdam

Ein grauer Nachmittag im März. Kaltes Wetter. Langeweile. Zeit für einen Spaziergang, vielleicht gibt es etwas Hässliches in der sonst "schönen" Stadt zu sehen.

Die Aufnahmen entstanden während des COVID Lockdowns 2021.

Hier würden sonst Tische des Restaurants stehen. Auch im Winter mit Heizpilzen, damit die Menschen überhaupt mal essen gehen können. Aber selbst das galt zu dieser Zeit als zu gefährlich und wurde verboten. Was bleibt ist dieser leere Nichtort.

Eine der skurrileren Maßnahmen dieser Zeit, war das Tragen von Masken im Freien. In Anbetracht dessen, dass es Winter war und nahezu alle Geschäfte geschlossen hatten, lief sowieso kaum jemand durch die Innenstadt. Anfang März 2021 hat sich die Stadt endlich von dieser Maßnahme verabschiedet, die Schilder entfernt und achtlos weggeworfen. So wie die unzähligen Einwegmasken auf der Straße. Aber zwei Wochen später ging die "Inzidenz" wieder hoch, die Stadt hat die Maskenpflicht wieder eingeführt und musste hunderte Plakate neu drucken und anbringen lassen.

Ungefähr so fühlte sich mein Kopf damals an. Es gab nur leider keine Müllabfuhr für meinen Geist. Vielleicht sollte man geistigen Müll grundsätzlich meiden und den Konsum von Nachrichten auf ein Minimum reduzieren. Der Philosoph und Naturforscher Avicenna hat in einem Experiment zwei Schafe in getrennte Käfige gesperrt. Das erste Lamm konnte aus dem Käfig einen Wolf sehen (war aber nie in Gefahr vom Wolf gefressen zu werden, der in einem anderen Käfig war) während das zweite Schaf den Wolf nicht sehen konnte. Das erste Schaf war nach ein paar Monaten aus Stress gestorben. Angst tötet oder verkürzt zumindest das Leben. Im Nachhinein stellt sich die Frage ob all die Warnschilder, Inzidenzenmeldungen und Verbote nicht auch ziemlich ungesund für unsere Psyche waren.

Mein liebster Coffeeshop hatte wieder geöffnet (für drei Wochen). Draußen stand dieser kleine Tisch mit allem nötigen Kaffeezubehör wie Zucker, Hönig oder Süßstoff. Aber keine Milch! Dabei mag ich doch Kaffee mit der Farbe blonder Frauen und einer leicht bitteren, ungezuckerten Note. Ich hatte einen Espresso. Der war kurz, bitter und aufregend. Dating lief damals nicht so toll.

Wirklich nett von der Haltestelle dem Einkaufswagen und Pappen ein Heim zu bieten. Die müssen auch keine Abstandsregeln einhalten und der Bus hält hier sowieso nicht mehr.

Kaffeebecher gehören nicht auf den Boden geworfen. Sie sollten geschickt positioniert werden, z.B. auf Trafos, Bänken, Haltestellen oder Treppenstufen. Damit Menschen wie ich tolle Fotomotive haben. Vor dem Lockdown hat die Stadt eine Menge Aufwand betrieben und Geld ausgegeben, um Kaffeetrinker von der Nutzung eines Pfandbechers zu überzeugen. Es gab sogar ein stadteigenes System, den Potspresso Becher. Aber kaum traf das gefährlichste Virus aller Zeiten ein, wollten die Leute wieder die guten, hygienischen Einwegbecher haben. Hach ja.